Redebeitrag des BASC zur „Take back the night“-Demonstration in Halle (Saale) 07.03.2025

Guten Abend!

Wir vom Budapest Antifascist Solidarity Committee wollen auch ein kurzes Wort an euch richten.
In dem Repressionsfall „Budapest-Komplex“ sind überwiegend FLINTAs die Beschuldigten. Wir möchten kurz ein paar Worte zu der Rolle von Flintas innerhalb des Repressionsapparates verlieren. Diese Gedanken sind keinesfalls zu Ende gedacht, sollen aber als ein Debattenbeitrag und Denkanstoß funktionieren.

Besonders prominent ist der Fall von Maja. Maja wurde im Juni letzten Jahres rechtswidrig nach Ungarn ausgeliefert. Nicht nur, dass Ungarn in seinen Knästen unmenschliche Haftbedingungen praktiziert, mit verschimmeltem Essen, Schlägen, Beleidigungen und absoluter Willkürlichkeit, es ist auch ein queerfeindlicher und offen antifeministischer Staat.


Maja ist nichtbinär, was in Ungarn noch mehr zu Ausgrenzung und Diskriminierung führt, als „nur“ Antifaschist:in zu sein. Die ungarische Presse misgendert Maja durchgehend und Maja ist auch im Knast nur den Blicken und Berührungen männlicher Beamter ausgesetzt.


Doch nicht nur die ungarische Presse zeigt sich offen antifeministisch und queerfeindlich;
auch die deutsche Boulevardpresse schlachtet sowohl Majas Fall, als auch die Privatleben der anderen weiblichen Beschuldigten aus. Es wird über Beziehungen spekuliert, in Kommentaren sexuelle Gewalt angedroht und das aussehen auf den Fahndungsfotos bewertet.

Aber auch von der linken Szene werden unsere Genoss:innen aufgrund ihres Geschlechts und Alters zum Teil nicht ernst genommen, obwohl ihnen doch eine politische Tat vorgeworfen wird. Zu oft lassen wir als Antifaschist*innen uns von der bürgerlichen und sexistischen Berichterstattung beeinflussen.

Denn Nazis und Faschist:innen sind, was wohl für niemanden überraschend ist, von Grund auf antifeministisch. Somit ist konsequenter antifaschistischer Kampf auch ein konsequenter feministischer Kampf.

Weiterhin ist auch wichtug zu betonen, dass nicht nur die Haftbedingungen in Ungarn queerfeindlich und antifeministisch sind. Auch als Maja noch in der JVA Dresden einsaß, wurde ein queerfeindlicher Angriff auf Maja durch männliche Mitgefangene nicht durch die JVA verhindert.

Das ist nur ein Beispiel für viele Fälle. Das System Knast schafft besonders viel Raum für Hass und Gewalt gegen queere Menschen.

Auch bekommen wir von den inhaftierten Frauen, welche sich im Januar den Behörden gestellt hatten, viele Berichte über ihr Mitgefangenen. Teilweise schreiben sie von jungen Müttern, die von ihren Kindern (egal wie alt) getrennt sind, weil sie im Supermarkt Lebensmittel geklaut haben sollen. Arme, zum Teil migrantisierte Frauen, die durchweg aus einer sozialen Notlage heraus gehandelt haben und dafür verknackt werden, womit sie nur noch mehr in einen Sog der Armut getrieben werden.

Anstatt zu helfen, werden die Menschen für mehr oder weniger Jahre weg gesperrt. Die meisten von ihnen können von organisierter Haftunterstützung oder Soligruppen, die öffentlichen Druck machen, nur träumen.

Doch selbst wenn diese stattfindet, bspw. bei politischen Gefangenen, sind es doch zu meist Flintas, die den Hauptteil der Arbeit über nehmen, denn hauptsächlich handelt es sich dabei um emotionale und Carearbeit, sowohl für die Gefangenen selbst, als auch für ihr Umfeld.

Mütter, Schwestern, Töchter und nicht cis-männliche Freund:innen und Partner:innen fallen also emotional meist hinten runter und kümmern sich stattdessen um andere.

So möchten wir zum Ende noch einmal betonen, dass Soliarbeit und Haftunterstützung eine feministische Arbeit ist, in die sich vor allem Männer mehr einbringen sollten, ohne auf das Betteln weiblicher oder nicht cis-männlicher Angehöriger und Unterstützerinnen zu warten.

Antirepressionsarbeit ist und muss stets feministisch gedacht und umgesetzt werden! Das System Knast ist und bleibt antifeministisch!

Gegen Patriarchat und Repressionsapparat!