**Prozessbericht 24. Mai 2024 – Dritter Verhandlungstag in Budapest**

Auch an diesem dritten Prozesstag war das mediale Interesse groß: Ca. zwölf Kamerateams und 20-30 Journalist:innen sammelten sich in und vor dem Gericht. Im Gegensatz zum vorherigen Verhandlungstag war der Saal jedoch nicht ganz gefüllt. Ilaria ist mit ihrem Vater vom Hausarrest aus in einem Taxi zum Gericht gefahren. Außerdem waren Vertreter der italienischen Botschaft vor Ort. Im Sitzungssaal war auch Marco Grimaldi, der Vertreter von Sinistra Italiana, der Partei, für die Ilaria bei den Europawahlen kandidiert.   

Zu Beginn beantragte die Verteidigung, die Verhandlung zu vertagen, da Ilaria immer noch nicht nicht die Möglichkeit bekommen hat, die Anklageschrift in ihrer Muttersprache zu lesen. Dies lehnte der Richter mit der Begründung ab, dass ein Dolmetscher vor Ort sei und Ilaria damit alles verstehen könne. Damit nicht genug: Der Richter verkündete zu Beginn der Verhandlung, vor zahlreichen Nazis in den Zuschauerreihen, erst den Straßennamen von Ilarias Wohnung, in der sie ihren Hausarrest in Budapest verbringt und kurz darauf noch die Hausnummer und den konkreten Gebäude-Block. Die Verteidigung beschwerte sich sofort, doch zu dem Zeitpunkt konnten alle Zuhörenden, Zeugen und Journalist:innen die Adresse schon hören und notieren.

Auffällig war, dass der Richter vollkommen die Rolle der Staatsanwaltschaft spielt. Er ist derjenige, der auswählt, welche Videos gezeigt wurden, und der die verschiedenen Passagen unterstrich, die die Schuld beweisen sollen. Damit übernimmt er praktisch die Arbeit der Staatsanwaltschaft. Das zeigt einmal mehr den politischen Chrakter des Prozesses, in dem das Urteil schon festzustehen scheint.

Während der Verhandlung wurden der Geschädigte und zwei Augenzeugen geladen. Während der Geschädigte aussagte, stand die Saaltür offen, sodass die Augenzeugen die gesamte Prozedur mitverfolgen konnten. Dem Richter zufolge sei dies zwar nicht regelkonform, jedoch wollte er die Tür wegen der frischen Luft offen haben. Der Geschädigte, Zoltán Toth, schilderte, dass er an diesem Tag zur Arbeit gefahren sei. Bei der Endstation sei er von einer jungen Frau gefragt worden, ob er am ‚Tag der Ehre‘ teilnehmen würde. Kurz darauf sei er von mehreren vermummten Personen angegriffen worden.

Es wurden verschiedene Videos von Kameraaufnahmen gezeigt und zwei medizinische Gutachten von Zoltan Toth angeführt, von dem eines erst drei Monate nach dem Angriff erstellt wurde. Keine der Verletzungen habe langfristige Schäden mit sich gebracht. Bei der Anhörung wurde bekannt, dass er an diesem Tag einen braunen Militär-Surrano, Tarn-Militärhosen und eine Bomberjacke trug und er sagte auch, dass er stolz auf sein Ungarntum sei und Mitglied eines traditionellen Vereins sei, in dem das alte Bogenschießen praktiziert wird. Zoltán Toth fordert von Ilaria ein Schmerzensgeld von 10 Millionen Forint, das sind ca. 25.000 Euro.

In Bezug auf die deutsche Angeklagte, welche nicht persönlich anwesend sein musste, wurde verkündet, dass die Strafaufsicht, also das wöchentliche Melden bei den ungarischen Behörden, aufgehoben wird. Ihr werden keine konkreten Taten vorgeworfen, doch durch der „Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung“ drohen ihr weiterhin 1-5 Jahre Haft.

Der nächste Verhandlungstag ist für den 6. September angesetzt. Weitere Termine wurden dann erst für den November angekündigt, mit Aussicht auf eine Urteilsverkündung am 28. November 2024.

Freiheit für alle Antifas!

BASC